Wertschöpfungseffekte der Kontakt e.G. - Tiefe Wurzeln in der Region geschlagen

„Die Kontakt e. G. hatte allein 2015 Ausgaben in Höhe von 62,5 Millionen Euro – wir sprechen dabei von dem ausgelösten Impuls. Das meiste davon bleibt in Leipzig und dem direkten Umland“, erklärt Matthias Günther vom Pestel Institut. Dessen Gründer Eduard Pestel gehörte in den Sechzigerjahren zu den Autoren der berühmten Studie „Grenzen des Wachstums“. Bis heute forscht das Institut mit Sitz in Hannover zu nachhaltigen Wirtschaftsstrukturen. In einer Wertschöpfungsstudie untersuchte es die Bedeutung der größten Leipziger Wohnungsgenossenschaft für die Wirtschaft der Region. „Die Kontakt e. G. zeigt besonders eindrucksvoll, was regional verwurzelte Wohnungsunternehmen und -genossenschaften für die Wirtschaft vor Ort leisten“, so Günther weiter. Als Beleg führt er Ergebnisse der Studie an: Bei der Kontakt e. G. gibt es rund 190 Vollzeitstellen – doch insgesamt hängen 514 Arbeitsplätze in der Region an den Aktivitäten der Genossenschaft. Die verausgabte Wertschöpfung beträgt 23,7 Millionen Euro. Dazu gehören etwa die Ausgaben für Löhne, Gehälter, Steuern und Sozialabgaben. 38,9 Millionen Euro gibt die Genossenschaft für Güter und Dienstleistungen aus. „Zusammenfassend kann man sagen: Von jedem Euro, den die Mieter der Kontakt e. G. überweisen, bleiben 70 Prozent in Leipzig und der Region“, sagt Matthias Günther. Bestandshaltende Wohnungsunternehmen – also solche, die in erster Linie bauen, um die Gebäude anschließend zu vermieten, erzielten häufig hohe Werte, erläutert er weiter – die Kontakt e. G. steche jedoch hervor.

„Wir können uns Nachhaltigkeit leisten“

„Wir denken langfristig“, erklärt dazu Jörg Keim, geschäftsführender Vorstand der Kontakt e.G. „Und langfristig zahlt es sich eben aus, mit bewährten Handwerkern und Zulieferern zusammenzuarbeiten. Man kennt sich, man kann sich aufeinander verlassen. Davon profitieren auf Dauer alle Seiten. Als Wohnungsgenossenschaft können wir es uns auch leisten, so nachhaltig zu denken: Uns sitzen keine Gesellschafter im Nacken, die auf Gewinnausschüttungen oder kurzfristige Kursgewinne drängen. Wir müssen nur unsere Mitglieder überzeugen, dass wir auf dem richtigen Kurs sind.“ Im Falle der Kontakt e. G. sind das rund 24.000 Menschen. Die meisten Mitglieder sind zugleich Mieter in einer der rund 15.000 Genossenschaftswohnungen, von denen über 14.000 in Leipzig liegen. Damit gehört die Kontakt e. G. zu den größten Immobilienunternehmen Sachsens. Ein echtes Schwergewicht der Branche also – das öffentlich kaum auffällt. „Das ist typisch für Wohnungsgenossenschaften“, sagt Kay P. Stolp. Der Geschäftsführer der Marketinggesellschaft stolp+friends arbeitet seit vielen Jahren für Wohnungsunternehmen.

„Unternehmen wie die Kontakt e. G. bewegen gewaltige Summen, halten Mieten bezahlbar, engagieren sich sozial – und kaum jemand weiß das. Es ist Zeit, dass sich das ändert.“ Zurzeit sei eine Kampagne in Planung, um die Ergebnisse der Wertschöpfungsstudie in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Zudem wolle man durch modernere Außenkommunikation stärker betonen, dass sich das Wohnen bei einer Genossenschaft lohnt – auch für junge Leute.

Tatsächlich ist das Wohnen bei der Genossenschaft auffällig preiswert. „Mit durchschnittlich 4,62 Euro Grundmiete pro Quadratmieter liegen wir deutlich unter den Mietspiegeln“, betont Kontakt e. G.-Vorstand Jörg Böttger. „Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass unsere Mieter von einem außergewöhnlichen Service profitieren: Welcher Vermieter bietet beispielsweise einen kostenlosen Schlüssel- und Umzugsdienst?“ Dennoch erwirtschaftet die Genossenschaft Gewinne. „Wir sind ein (fast) geschlossener Wirtschaftskreislauf“, begründet das Jörg Keim. „Keine externen Gesellschafter verdienen mit. Alle Einnahmen fließen in den Bestand, den Service oder Neubauten.“ Unter anderem deshalb hat die UNESCO die Idee der Genossenschaften Anfang des Jahres in den Status des Weltkulturerbes erhoben.

Bei der Kontakt e. G. sieht man sich allerdings noch längst nicht reif fürs Museum. Die nächsten Bauprojekte sind längst in Planung. Zurzeit baut die Genossenschaft beispielsweise Wohnungen für Familien in der Biedermann- / Leopoldstraße in Leipzig-Connewitz. Zudem werde die Genossenschaft allein bis 2021 rund 130 Millionen Euro in Instandhaltung, Modernisierung und Neubau investieren, rechnet Vorstand Uwe Rasch vor. Ein Großteil dieses Geldes wird wohl wiederum Leipziger Betrieben zugutekommen.